24.07.2019 Vor uns liegt die letzte Etappe auf dieser Reise. Nach dem Ablegen, gegen 06:00 Uhr, fahren wir zuerst noch zur Tanke. Es ist zwar guter Segelwind vorausgesagt, wie die Erfahrung aber oft gezeigt hat kann man sich darauf nicht verlassen. Vollgetankt und damit auch auf Flauten vorbereitet verlassen wir Blankenberge. Wir setzten sofort Segel und können mit richtig gutem Speed segeln. So lieben wir das.
vor Blankenberge
Die ganze Strecke, bis nach Roompot, haben wir fantastisches Segelwetter. Es ist so als ob die Nordsee uns am letzten Tag nochmal zeigen will dass sie uns mag. Sinne rauscht mit Topspeed durch die Wellen. Wir genießen jeden Augenblick. Sonne, Wind, segeln und wir haben uns. Schöner konnte es gar nicht sein.
Zeebrügge voraus
An der Roompot-Schleuse angekommen wechseln die Signale direkt auf Rot-Grün. Ein paar Boote kommen aus der Schleuse und dann können wir einfahren.
Zurück in der Oosterschelde wird es vom Wasser her sehr ruhig. Der Unterschied zur Nordsee, Englischem Kanal ist gewaltig. Auf einem kleinen Boot merkt man das wohl besonders gut. Zwar ist die Oosterschelde auch gezeitenabhängig und hat auch eine starke Strömung, es ist aber trotzdem kein Vergleich zur offenen See. Wir fahren „Schmetterling“ bis zur Einfahrt von Colijnsplaat. Nach fünfeinhalb Wochen legt „Sinne“ wieder im Heimathafen an. Die Zeit war wunderschön. Jetzt sind wir wieder zuhause. Wir sind überhaupt nicht traurig wieder hier zu sein. Irgendwie gehört das jetzt zur Reise dazu. Wir hatten eine superschöne Zeit und haben jetzt auch noch ein paar Tage frei, um das ausklingen zu lassen.
23.07.2019 Der Wecker klingelt um 05:30 Uhr. Wir machen noch Kaffee für unterwegs und legen ab. Frühstücken wollen wir während der Fahrt. Wir haben kaum Wind und werden fast die ganze Strecke Motoren müssen. In der Einfahrt von Dunkerque können wir ein paar tolle Sonnenaufgangs-Fotos schießen.
Die Fahrt über die spiegelglatte Nordsee ist unspektakulär. Wir genießen die Zweisamkeit und freuen uns auch etwas darüber nicht ganz so durchgeschüttelt zu werden. Die Fahrt zwischen den zahlreichen Sandbänken kenne ich auch anders. Als wir De Panne querab hab entdecken wir einen Schweinswal. Es ist immer wieder faszinierend solche Meeresbewohner zu sehen.
Schweinswal vor De Panne
Wir setzen und bergen immer mal wieder Segel, sobald etwas Wind aufkommt. Ansonsten passiert nicht wirklich viel, bis auf diese Begegnung:
Was es alles gibt …
Gegen 14:00 Uhr erreichen wir Blankenberge. Mittlerweile ist es schon sehr heiß. Wir entscheiden in den Hafen der VNZ, „Vrije Noodzee Zeilers“ zu fahren. Der Hafen liegt nach dem Einfahrtkanal rechts und dann auf der linken Seite. Die Hafenmeister sind überaus freundlich, locker und sehr hilfsbereit. Die sanitären Anlagen sind einfach aber sehr sauber. Es ist eben ein Vereinshafen. Der Verein achtet sehr darauf den Hafen in Schuss zu halten, was auch gut gelingt. Den Nachmittag verbringen wir in den Strandbars. Es ist für uns der heißeste Tag auf diesem Törn. Es ist kaum möglich der Hitze zu entfliehen.
Foto Mole
Nachdem abends die Temperaturen etwas abkühlen lassen wir den Tag mit einem Spaziergang ausklingen. Jetzt haben wir, auf diesem Törn, nur noch einen Segeltag vor uns.
22.07.2019 In Boulogne haben wir nur eine Nacht verbracht. Auf der Hinreise vor 3 Wochen habe ich schließlich 5 Tage hier festgehangen. Das muss reichen. Um 13:45 Uhr legen wir in Boulogne ab und können so, mit auflaufendem Wasser, den Strom Richtung Dünkirchen nutzen. Bis nach Dünkirchen sind es ca. 40 Sm. Zum ersten mal steht für mich in der Ausfahrt der Marina von Boulogne die Signalanlage auf Rot. Ob ein Berufsschiff ein oder ausfährt können wir nicht sehen da der Einfahrtkanal kurz hinter der Marina nach Backbord abknickt. Nach 10 Minuten zeigt das Signal Grün und wir können auslaufen.
Einfahrt Boulogne sur mer
Einfahrt Boulogne sur mer
Mit 3 Bft, Halbwind und der Strömung gibt Sinne richtig Gas. So macht segeln Spaß. Im Gegensatz zur Hinreise ist Cap Gris-Nez und Cap Blanc-Nez jetzt bei herrlichem Wetter gut zu sehen.
Cap Gris-Nez
Beide Caps
Cap Blanc-Nez
Kurz vor Calais ist dieses Mal richtig viel Verkehr. Wir müssen sehen das wir zwischen den Fähen durch kommen.
Die kleine Sinne zwischen den großen Fähren
Gegen 20:00 Uhr erreichen wir Dünkirchen. Vor der Einfahrt machen sich drei Schlepper bereit um einen Frachter in die Einfahrt zu ziehen und schieben.
Dünkirchen von See aus
Die Einfahrt Dünkirchen
Wir fahren zuerst in den Port Du Grand Large. Am Längssteiger ist es nur noch möglich als zweiter oder dritter im Päckchen zu liegen. Das Hafenmeister Büro ist nicht mehr besetzt. Wir entscheiden uns weiter durch, zum Club De La Mer Du Nord, zu fahren. Ich schreibe noch kurz Walter an um nachzufragen ob dort noch was frei ist. Walter lebt hier auf seinem Katamaran. Wir haben Glück und können gegenüber von Walter in einer Box festmachen. Wir machen uns noch was zu Essen und lassen den Abend dann ausklingen. Am nächsten Tag wollen wir um 06:00 Uhr aufbrechen um mit der Strömung nach Blankenberge zu segeln.
20.07.2019 Hier kreuze ich mein Kielwasser. Vier Wochen ist es her als ich auf diesem Törn zum ersten Mal Boulogne, von Dünkirchen aus, angelaufen habe. Jetzt kommen wir aus Dieppe, was um ein vielfaches schöner ist als Dunkerque. Mit unseren Freunden auf der La Bamba starten wir zusammen gegen 09:00 Uhr in Dieppe. Laut Wettervorhersage soll es ein schöner Segeltag mit ca. 3 Bft, Halbwind werden. Wir werden noch ca. zwei Stunden Strom gegen an haben und entscheiden uns, so lange wir Gegenstrom haben, mit Motorunterstützung zu fahren. Die La Bamba setzt kurz nach der Ausfahrt Segel und stellt den Motor ab.
La Bamba
La Bamba
Wir verlieren uns recht schnell aus den Augen, da wir mit Segel + Motor natürlich schneller sind. Gegen 11:00 Uhr kippt der Strom und wir stellen auch den Motor ab. Wir können bis zur Einfahrt in Boulogne bei herrlichem Wetter segeln. Kurz vor der Einfahrt überholt uns die La Bamba. Sie haben es genau umgekehrt gemacht und sind die letzten zwei Stunden mit Motorunterstützung gefahren.
Einfahrt Boulogne sur mer
Ganz anders als noch vor vier Wochen ist die Marina jetzt sehr voll. An den Kopfsteigern liegen die Boote schon im Päckchen. Wir fahren zum letzten Steg, hier befindet sich auch die Tankstelle. An diesem Steg mache ich nicht gerne fest, weil hier die kurzen Fingerstege sehr wackelig sind. Hinzu kommt noch das hier zeitweise eine ziemliche Strömung wegen des einlaufenden Flusses Liane herrscht. Wir machen uns noch was zu Essen und lassen diesen super Segeltag ausklingen.
19.07.2019 Heute geht’s weiter nach Dieppe. Das sind ca. 30 Sm, mit dem Strom und mit einem Wind der sich nicht entscheiden kann. Mal achterlicher Wind, mal genau von achtern. Erst fahren wir nur mit Genua, dann doch das Groß dazu, dann Schmetterling, kurz darauf doch Raumschots. Das zieht sich eine Weile lang so bis wir den Kurs ändern und vorm Wind kreuzen. Es wird eine unspektakuläre Fahrt mit 2-3 Bft. Durch die Strömung kommen wir aber ganz gut voran.
Wir verlassen Fecamp
Dieppe erreichen wir gegen 15:00 Uhr. Ich bin etwas enttäuscht von der Bebauung am Strand und in der Einfahrt. Das hatte ich so nicht in Erinnerung. Die ganzen Hochhäuser erinnern etwas an Belgien. Das ändert sich sofort, wenn man nachher in den Hafen einbiegt. Unsere Freunde mit der „La Bamba“ sind schon da und haben uns einen Platz neben der La Bamba frei gehalten. Toll, wir freuen uns dass wir uns wiedersehen.
Einfahrt Dieppe
Sinne und La Bamba
Sigrund erzählt uns dass am Samstag ein ganz tolle Markt in Dieppe stattfindet und das eh kein gutes Segelwetter vorhergesagt ist. Wir entschließen uns also erst am Sonntag weiter zu segeln. Gegen Abend meldet sich noch Susanne über Facebook bei mir. Sie ist auf dem Weg nach Dieppe. Auf der Sinne gibt’s abends ein spontanes Treffen, klasse.
von links: Susanne, Christina, Hans-Gunther, Sigrund und ich
Am nächsten Morgen weht es schon ziemlich. Beim Frühstück fängt es auch an zu regnen. Gut dass wir einen Hafentag eingeplant haben. Kurz nach Mittag hört es auf zu regnen und wir machen uns auf den Weg zur Chapelle Notre Dame de Bonsecours. Hier findet gerade eine Hochzeit statt, der wir natürlich beiwohnen.
Chapelle Notre Dame de Bonsecours
Aussicht vom Kreidefelsen auf Dieppe… und in die andere Richtung
17.07.2019 Wir machen uns heute auf den Weg nach Fecamp. Das Tor am Hafen öffnet gegen 09:15 Uhr. Es leider überhaupt kein Wind angesagt, so dass wir die ca. 65 Sm Motoren müssen. Von Saint Vaast nach Fecamp fährt man die ganze Zeit einen Kurs von ca. 80°. Da wir unter Motor fahren klemmen wir den Pinnenpilot an und haben für die nächsten 13 Std. erst mal Ruhe. Nur vor Port du Havre-Antifer müssen wir zweimal ausweichen.
65 Sm von St Vaast nach Fecamp
Etretat passieren wir leider im dunkeln. Die Kreidefelsen mit ihren berühmten Felstoren sehen atemberaubend aus. Wir können die Küste nur schemenhaft erkennen.
Ein Fischer, so ein riesen Katamaran, überholt uns. Er fährt dicht unter Land und kommt uns nicht in die Quere. Kurz vor Fecamp dreht er aber um 180°. Ich sehe nicht weit von uns entfernt die alle drei Positionslampen, rot, grün und in der Mitte weiß. Er kommt genau auf uns zu. Der muss uns doch gesehen haben. Wir weichen aus und sehen dass er ein Netz hinter sich her schleppt. Da er gerade erst um 180° gedreht hat, hoffen wir dass wir nicht über das Netz fahren. Am Ende geht alles gut.
Fecamp steuern wir im dunkeln an. Hier war ich bisher zweimal aber im dunkeln sieht das alles ganz anders aus. Auch vor Fecamp liegen etliche Fischernetze aus die wir im dunkeln nicht sehen können.
Nachtansteuerung Fecamp
Wegen dem starken Querstrom müssen wir gut vorhalten. Wir kommen ca. 3 Std. nach Niedrigwasser an. In der Einfahrt ist also genug Wassertiefe. Als wir nach rechts in den Hafen abbiegen sehen wir dass der Hafen gut besucht ist. An den Kopfsteigern liegen einige Boote schon im Päckchen. Darunter auch die „La Bamba“ unserer Freunde. Ich fahre trotzdem in eine Boxengasse rein. Auf Päckchen haben wir keine Lust und vielleicht finden wir ja noch eine freie Box. Es sind tatsächlich noch zwei Boxen frei. Gegen Mitternacht sind wir in Fecamp fest.
Port de plaisance de FECAMP
Wir beschließen zwei Nächte hierzubleiben und uns die Stadt anzusehen. Der Weg zur Chapel Notre-Dame-du-Salut ist steil und sehr anstrengend. Es lohnt sich aber allemal die Kapelle zu besuchen. Von hier aus hat man einen schönen Ausblick auf Fecamp und in die andere Richtung auf die Kreidefelsen.
Chapel Notre-Dame-du-Salut
Auf dem Rückweg gehen wir durch die Stadt und besuchen noch zwei Kirchen. Die Église Saint-Étienne de Fécamp und die riesige Abbatiale de la Trinité, die gerade renoviert wird.
Abbatiale de la Trinité
Église Saint-Étienne de Fécamp
Selbstverständlich besuchen wir auch das Palais Bénédictine wo der Likör Bénédictine hergestellt. Wir lassen es uns nicht nehmen den Likör zu probieren.
Mit einem leckeren Abendessen beenden wir den Tag.
Fecamp hat mir dieses mal viel besser gefallen als bisher. Das liegt mit Sicherheit daran dass Christina dabei war. Hier waren wir nicht zum letzten mal.
14.07.2019 Der Wecker steht auf 02:00 Uhr. Um 03:00 Uhr wollen wir in Weymouth starten. Bis Saint Vaast la Hougue sind es ca. 85 Sm. Die Einfahrt von St. Vaast fällt trocken, wodurch wir ein Zeitfenster von etwa 5 Stunden haben um in den Hafen einfahren zu können. 2 Stunden vor bis 3 Stunden nach Hochwasser ist das Tor geöffnet.
Nachdem wir abgelegt haben ist mir im Gewässer vor Weymouth etwas mulmig. Hier befinden sich etliche Fischernetze die zwar durch Bojen gekennzeichnet sind, in der Nacht aber nicht zu sehen sind. Wir haben Glück und überfahren keines der Netze. Gegen 06:00 Uhr geht die Sonne auf und uns steht ein herrlicher Segeltag bevor. Sonne und halber Wind mit 3-4 Bft. Was will man mehr?
Morgens im englischen Kanal
Wie vorhergesagt schläft der Wind gegen Mittag ein. Ziemlich genau zum Zeitpunkt als auch der Strom kentert und uns mehr in Richtung Cherbourg drückt. Wir starten die Maschine und fahren gegen den Strom weiter in Richtung Barfleur. Zur Zeit haben wir Spring und die Strömung ist deshalb über 4 Kn stark.
Nach drei Stunden Motorfahrt setzt der Wind, genau wie vorhergesagt, wieder ein. Der starke Strom hat auch nachgelassen und wir können wieder segeln.
Nachdem der Strom wieder gekippt ist machen wir über Grund eine Fahrt von 9,3 bis 10,3 Knoten. Da kommt Freude auf, wir kriegen das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Vor Barfleur wird es dann ziemlich kabbelig. Die Wellen nehmen hier ziemlich zu und sind auch schwer abzuschätzen.
Das ist alles nichts gefährliches, Sinne zieht unbeeindruckt ihre Bahn durch das Wasser. Beeindruckend ist es für uns aber schon.
Wir kommen genau bei Hochwasser in Saint Vaast an. Ich liebe es, wenn Planung funktioniert. Ich bin jetzt zum dritten mal hier und kenne die Einfahrt sehr gut. Auf dem Plotter sieht es schon seltsam aus, wenn man die ganze Zeit über grüne Flächen fährt.
Saint Vaast ist das zweite Hauptziel für mich. Hier wollte ich unbedingt mit Christina hin. Für mich ist St. Vaast ein ganz besonderer Ort. Hier ist für mich „richtig Frankreich“. Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll. Und dann mit dem eigenem Boot hier zu sein, durch die Einfahrt die man bei Niedrigwasser trockenen Fußes überqueren kann. Das hat schon was. Dann das ganze noch mit seinem Lieblingsmenschen erleben zu dürfen. Besser geht es nicht.
Einfahrt St. Vaast bei Niedrigwasser
Nachdem wir festgemacht haben sitze ich im Cockpit als ein deutsches Paar am Steg vorbei geht. Die Stimmen kenne ich doch. Ich bin mir nicht ganz sicher, habe aber eine Vermutung. Irgendwie habe ich ein fotografisches Gedächtnis für Töne. Liegt wohl an meiner langen „Karriere als Musiker“. Das Paar ist schon weg. Mir lässt das keine Ruhe. Ich gehe zum Anfang des Steges und meine Vermutung wird Bestätigt. Da liegt die „La Bamba“. Sigrund und Hans Gunter sind Vereinskollegen aus Wolphaartsdijk. Die beiden sind einige Jahre durch die Weltgeschichte gesegelt und haben immer viel zu erzählen. Hans Gunter ist mittlerweile 82, topfit und ein Segler durch und durch. Wir verbringen den Abend auf „La Bamba“ und beschließen gemeinsam an der französischen Küste Richtung Holland zu segeln.
Am Abend gibt es zu unserer Begrüßung noch ein großes, mit Musik untermaltes, geniales, 30 minütiges Feuerwerk am Strand. Ok, es war nicht für uns. Der 14.07. ist ein Nationalfeiertag in Frankreich.
Wir erkunden Saint Vaast. Habe ich schon gesagt dass ich mich hier sehr wohl fühle? Zwei Tage haben wir, die wir mit ausgiebigen Spaziergängen verbringen. Ein Highlight dabei ist der Kolonialwarenladen „Maison Gosselin“. Sieht von außen wie ein normales Geschäft aus. Innen nimmt der Laden kein Ende. Bis in die letzte Ecke zum Kaffee-Röster bin ich bisher noch nicht gedrungen. Dieses Geschäft ist wirklich erstaunlich, hinter jedem Abzweig boten sich neue Sehenswürdigkeiten. Der Kaffee-Röster hat voller Begeisterung die Arbeitsschritte von der frischen Kaffeebohne zum fertig gerösteten Kaffer erzählt. Ich habe zwar kein Wort verstanden aber die Ausstrahlung und Erzählweise hat mich doch im groben alles verstehen lassen.
Der Kaffeeröster bei Maison Gosselin
Maison Gosselin
Maison Gosselin
Sehr interessant ist auch die Wanderung um das Fort de la Hougue. Es ist so schön und entspannend in dieser Ecke Frankreichs.
Fort de la Hougue
Bei Ebbe gehen etliche Menschen ins Wasser um Muscheln zu sammeln. Natürlich machen wir mit. Irgendwas stimmt hier nicht. Bei jedem Griff in den Sand habe ich einige Muscheln in der Hand, die wir fleißig für unser Abendessen sammeln. Wir fragen eine Einheimische, die uns erzählt dass die Muscheln einen Mindestdurchmesser von 3 cm haben müssen. Das wird auch von der Polizei kontrolliert.
Wir sammeln Muscheln
Ok, unsere Muscheln waren kleiner. Wir haben sie also wieder alle ins Meer geworfen. Am Abend haben wir Baguette und Käse auf dem Boot gegessen.
Mit Weymouth ist eins meiner Hauptziele erreicht. Zum einen findet hier das alljährliche Seafood-Festival statt, in das ich hier vor zwei Jahren zufällig reingeraten bin. Aber noch viel wichtiger! Christina reist heute mit Zug und Bus an und wird mich für den Rest der Reise begleiten.
12.07.2019 Also erst mal Boot aufräumen, sauber machen ,Socken aus dem Backofen nehmen :-). Was man eben so machen muss. Den Tag verbringe ich in der Stadt, gehe viel spazieren und mache viele Fotos. Christina soll um 20:30 Uhr mit dem Bus ankommen. Die Haltestelle ist nicht weit vom Hafen entfernt. Ich mache mich um 20:15 Uhr auf den Weg, der Bus soll Verspätung haben. In der Stadt verpasse ich in der richtigen Straße abzubiegen und laufe dadurch einen größeren Umweg. (Navigation in der Stadt: 6, setzen): Von weitem sehe ich wie der Bus anhält. Christina steigt aus und sucht nach mir. Wie peinlich. Ich bin ja schon seit zwei Tagen hier und schaffe es nicht rechtzeitig da zu sein. Die Freude ist aber riesig als wir uns, nach drei Wochen, endlich wiedersehen.
13.07.2019 Erst mal müssen wir das Päckchen auflösen und neu sortieren. Natürlich wollen die beiden Innenlieger ablegen, der Rest bleibt. Wir sprechen ab wer als erster ausläuft und sortieren so das neue Päckchen.
Heute beginnt das Seafood-Festival. Erwartungsgemäß ist sehr viel los. Menschenmassen drängen durch die Straßen, ein durchkommen ist schwierig. Ich bin nach 3 Wochen segeln tiefenentspannt und übertrage das auch auf Christina.
Wir schlendern durch die Straßen und schauen uns jeden Stand an. Das Angebot an Seafood ist sehr reichhaltig. Alles können wir gar nicht probieren aber ein paar Sachen haben wir natürlich probiert.
Zum ersten mal esse ich Crabs. Wir haben je 1/2 Crab gekauft. Ich wollte das unbedingt probieren. Vom Geschmack her sehr gut, ich stehe eh auf Seafood. Es ist aber nicht viel drin und der Preis ist schon hoch.
Ein weiteres Highlight ist der Wein, Sparkling Wine, Campagna von Nyetimber. Nyetimber ist wohl auch der Hauptsponsor des Festivals.
Das Festival war total gelungen. Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Schön dass wir uns hier treffen konnten.
Heute geht’s früh in die Koje, da wir am nächsten Morgen schon um 03:00 Uhr aufbrechen wollen. Unser Ziel ist Saint Vaast in Frankreich. Das sind ca. 85 Seemeilen.
Die Einfahrt von Saint Vaast fällt völlig trocken. Das Schleusentor ist von etwa 2,25 vor bis 3,5 nach Hochwasser geöffnet. Mal sehen ob wir da rechtzeitig ankommen.
Im Beaulieu River morgens wach zu werden ist traumhaft. Die Ruhe und die schöne Landschaft sind Balsam für die Seele.
Für Peter geht es heute leider in Richtung Heimat. Das waren klasse zwei Wochen Dierk wir, jeweils Einhand, miteinander gesegelt sind.
Unsere Abfahrtzeit legen wir so dass wir gegen 07:30 Uhr n der Einfahrt des Beaulieu River’s sind. Ab hier trennen sich unsere Wege. Peter fährt Richtung Brighton und ich fahre nach Yarmouth.
Die sieben Meilen bis nach Yarmouth kann ich wunderbar segeln. Es ist zwar nur wenig Wind, fahre aber mit der Strömung.
Nach ca. drei Stunden erreiche ich Yarmouth. Mittlerweile ist die Strömung gekippt. Mit Maschine fahre ich die letzten 1,5 Sm gegen die Strömung.
Eine ganze Weile sehe ich am Fähranleger von Yarmouth schon die Fähre, die zwischen Yarmouth und Lymington pendelt. Natürlich legt die Fähre ab als gerade den Einfahrtskanal überquere. Wegen der starken Strömung komme ich nur langsam voran. Es hat aber noch gepasst.
Im Hafen bekommt man von einem der Hafenmeister, der im Schlauchboot umher fährt, einen Liegeplatz zugewiesen. Ich soll an Panton „Y“ festmachen.
Hier liegt auch Dirk. Ist seiner Morian. Dirk sieht mich einlaufen und nimmt beim anlegen die Leinen an.
Schön dass wir uns hier wieder sehen. Dirk ist schon seit über drei Monaten unterwegs.
Wir frühstücken zusammen auf der Morian und haben uns viel zu erzählen. Dirk ist auf der Rückreise nach Holland und hat extra einen Schlenker über den Solent gemacht damit wir uns treffen können. Klasse!
Yarmouth ist für mich wieder ein neuer Hafen. Dirk zeigt mir das kleine Städtchen. Abends gehen wir zusammen essen.
Yarmouth ist überschaubar und auf seine Art sehr schön. Ich liebe es neue Hafenstädte kennenzulernen.
Am nächsten Morgen will Dirk aufbrechen. Ich habe mich entschieden noch einen Tag länger zu bleiben.
Dirk legt also am nächsten Morgen ab und macht sich auf, Richtung Cowes.
Ich sitze im Salon und sehe durch das Seitenfenster dass eine Yacht einläuft. Nur der Mast mit der ersten Saling ist zu sehen. An der Saling hängt ein Wimpel der Facebook-Gruppe „Segeln ohne Grenzen“, der ich angehöre. Klasse, es läuft also jemand ein den ich kenne. Ich gehe raus um beim anlegen zu helfen. Jetzt sehe ich dass Dirk zurückgekommen ist. Da scheint was nicht zu stimmen.
Dirk erzählt mir dass der Motor überhitzt. Zusammen suchen wir nach dem Fehler. Im Ausgleichsbehälter befindet sich kein Kühlwasser mehr. Dann sehen wir das an der Pumpe des inneren Kreislaufs Wasser ausläuft. Wir gehen zum Hafenmeister und fragen nach einem Mechaniker. Nach ca. einer Stunde ist ein Mechaniker da. Er baut die Pumpe aus und nimmt sie mit. Die Dichtungen müssen getauscht werden. Am nächsten Tag bekommt Dirk die Nachricht dass die Pumpe zur Reparatur eingeschickt werden muss und nach einer Woche wieder eingebaut wird. Na klasse. Das braucht niemand.
Den nächsten Tag nutze ich um an der Küste entlang, bis fast zu den Needles zu wandern. Sehr schön, das kann ich nur empfehlen.
10.07.2019 Am Morgen mache ich mich auf den Weg zur Studland Bay. Hier will ich ankern. Ich komme an den Needles vorbei und kann bei traumhaftem Segelwetter einige schöne Bilder machen.
Die Stadland Bay liegt an den „Old Harry Rocks“. Die Gegend ist traumhaft schön. Die Bucht bietet bei westlichen Winden einen guten Schutz. Der Ankergrund ist Sand. Ich komme bei Niedrigwasser an und lasse den Anker bei einer Wassertiefe von 3 Metern fallen. Der Anker hält sofort beim ersten Versuch. Ankern ist nochmal ein ganz anderes Gefühl von Freiheit.
Die Nacht wird etwas unruhig. Der Ankeralarm vom Handy weckt mich zweimal. Der vom IPad seltsamerweise nicht. Ich scheine beim Handy den Schwoikreis falsch eingestellt zu haben. Am nächsten Morgen bin ich immer noch an der gleichen Stelle.
11.07.2019 Heute geht’s nach Weymouth. Auf direktem Weg dorthin befindet sich zwischen Lulworth Cowe und St. Alban Head ein Übungsgebiet des Militärs.
Über Funk frage ich bei der Küstenwache nach ob zur Zeit Übungen Stattfinden. „Yes, the Lulworth Practice Area is active“! Also geht es mit kleinem Umweg um dieses Gebiet nach Weymouth.
Der Segeltag war wieder herrlich. Mit 3-4 Bft, Sonnenschein und mitlaufendem Strom konnte es nicht besser laufen.
In Weymouth meldet man sich per Funk beim Hafenmeister an und bekommt dann einen Liegeplatz zugewiesen. Mir wurde ein Platz gegenüber des Hafenmeisters zugewiesen. Hier habe ich als vierter im Päckchen festgemacht. Eins meiner Hauptziele für diesen Törn habe ich nun erreicht.
Der Chichester River ist wirklich schön. Ich habe mir meine Kamera geschnappt und bin am Fluss entlang gewandert um ein paar schöne Eindrücke einzufangen. Entlang des Flusses ist ein Wanderweg angelegt. Hier hat man eine herrliche Aussicht auf den Fluss und das Gebiet drumherum.
Chichester RiverChichester River
Unser Mooring Platz ist leider nicht so ruhig wie anfangs gedacht. Wir liegen vor dem Itchenor Sailing Club.
Ab morgens, gegen 08:00 Uhr, werden hier ein „Dragon Boat“ nach dem anderen aus dem Wasser geholt und das Unterwasserschiff sauber gespritzt. Damit ist die Ruhe dann vorbei.
Dragon
Wir wollen heute vom Chichester River zum Beaulieu River fahren. Gegen 14:00 Uhr starten wir mit etwas Gegenstrom. Die Chichester Bar stellt jetzt kein Problem mehr dar. Wir fahren bei Hochwasser darüber.
Peter biegt schon an der zweiten roten Tonne ab und nimmt Kurs auf das Horse Sand Fort. Diese alten Festungen dienen gut als Navigationspunkt.
Horse Sand Fort
Direkt hinter dem Horse Sand Fort ist der Abzweig des Fahrwassers nach Portsmouth. Als ich dort ankomme muss ich noch einem großen Frachter ausweichen, der gerade aus Portsmouth ausläuft.
Direkt hinter dem Frachter überquere ich das Fahrwasser, bevor noch ein Marine-Schiff nach Portsmouth einfährt.
Bis hierhin könnten wir herrlich mit halbem Wind segeln. Ab hier kam der Wind dann immer mehr von achtern und wurde auch immer schwächer.
Wir haben uns entschlossen den Motor zu starten und die restlichen 8 Meilen bis zum Beaulieu River unter Maschine zu fahren.
Nach 20 Minuten hat Peter mich angefunkt und von Motorproblemen berichtet. Wir haben entschlossen nach Cowes reinzufahren, weil man hier eine bessere Versorgung mit Ersatzteilen hat.
Cowes war natürlich proppenvoll. Wir haben aber tatsächlich noch die wahrscheinlich letzten zwei Liegeplätze gefunden.
Nach dem anlegen noch kurz zum Hafenmeister und dann ab, unter die Dusche.
In Cowes wollen wir 2 Tage bleiben. Beim Hafenmeister konnten wir aber nur für eine Nacht zahlen und sollten am nächsten Tag wiederkommen um eventuell zu verlängern. Fürs Wochenende hatte die Marina viele Reservierungen.
Am nächsten Tag hat Peter den Motor komplett entlüftet und dabei festgestellt dass der Vorfilter falsch angeschlossen war. So ist der Diesel ungefiltert zum Hauptfilter gelangt.
Die Vorfilter waren so natürlich sauber. Jetzt konnte nur noch der Hauptfilter der Übeltäter sein. Dafür hatte Peter leider keinen Ersatz an Bord.
Also auf zum Wassersport Laden um Ersatz zu besorgen. Hier gab es keine Filter. Der Verkäufer hat uns aber zwei Stellen, ganz in der Nähe, genannt wo es eventuell Ersatz geben könnte.
Der erste Mechaniker hatte den Filter auch nicht und hat uns zur zweiten Anlaufstelle geschickt. Hier sind wir leider auch nicht fündig geworden. Der Verkäufer hat uns aber eine Autowerkstatt genannt wo wir es versuchen sollten.
In der Autowerkstatt gabs den Filter auch nicht. Der Besitzer der Werkstatt war aber sehr bemüht um uns zu helfen. Er hat ca. eine halbe Stunde rumtelefoniert um den Filter irgendwo zu bekommen. Tatsächlich hat er eine andere Werkstatt gefunden bei der wir den Filter am nächsten Morgen abholen können. Sie müssen den Filter auch erst noch von wo anders ordern.
Das nenne ich mal Hilfsbereitschaft.
Ich plane noch die Fährt für morgen.
Es wird, wie immer, kein einfacher Törn werden. Wir sind aber gut vorbereitet.
Die Wassertanks sind aufgefüllt, Diesel ist gebunkert. Lebensmittel sind frisch eingekauft. Essen für unterwegs ist vorgekocht.
Wir haben uns auf verschiedenen Wegen über das zu erwartende Wetter informiert.
Die Sicherheitsausrüstung ist gecheckt.
Morgen werden wir bei der Solent-Coastguart einen Travel-Report abgeben.
Dann geht’s los.
Mit zwei Booten werden wir die 2,7 Sm, zum Beaulieu-River, jeweils einhand und nonstop in Angriff nehmen.
🤣
Am nächsten Morgen fährt Peter mit dem Fahrrad zur Werkstatt die etwas außerhalb liegt. Der Filter war da. Zwar von einer anderen Marke aber er sollte passen.
Zurück zum Boot und ausprobieren. Der Filter passt.
Perfekt. Das war eine klasse Aktion!
Jetzt können wir uns auf den Weg zum Beaulieu River machen.
Wir starten gegen 11:00 Uhr. Erst noch zur Tankstelle und dann weiter. Am Tank-Pontoon auch wieder eine sehr freundliche und hilfsbereite Bedienung.
Die knapp drei Seemeilen fahren wir mit Maschine, da der Schwache Wind genau von vorne kommt.
Cowes Einfahrt
Die Einfahrt zum Beaulieu River ist auch Flach. Wir kommen aber bei Hochwasser an.
DienEinfahrt in den Beaulieu River
An so einem tollen Wochenende ist hier reichlich viel los. Etliche Mooringbojen sind schon belegt. Wir wollen aber an einem Pontoon festmachen.
Am Pontoon angekommen sehen wir tatsächlich noch zwei freie Plätze direkt hintereinander. Was für ein Glück.
Ich lege zuerst an. Bei der starken Strömung habe ich drei Anläufe gebraucht und habe mir auch noch eine kleine Schramme in den Rumpf gefahren. Nachher stellte sich raus dass ich die Schramme einfach wegwischen könnte.
Peter hatte auch Mühe beim anlegen. Bei der Strömung und dem Wind von einer anderen Seite war das nicht so einfach.
Nachdem wir beide angelegt hatten, haben wir uns erst mal einen Anleger verdient.
Während wir den Anleger genossen haben hielt ein Hafenmeister mit seinem Boot neben uns und fragte ob wir den Platz zugewiesen bekamen, was wir verneinten. Der Hafenmeister Saiteninstrument dass die Liegeplätze dann wahrscheinlich schon an jemand anderen vergeben wurden.
Oh nein. Müssen wir jetzt etwa wieder ablegen und einen neuen Platz suchen? Und das nach so einem schwierigen Manöver.
Der Hafenmeister sagte dass wir kurz warten sollten. Er würde zur Marina fahren und in kürze wieder zurück sein.
Nach ca. 10 Minuten kam ein anderer Hafenmeister und sagte uns das wir hier liegen bleiben können. Puh, Glück gehabt.
Wir haben dann direkt für zwei Nächte bezahlt. 22 Pfund pro Nacht für einen Steg ohne Landzugang ist nicht gerade günstig. Aber was soll’s? Es ist super hier.
Jetzt ist endlich Ruhe eingekehrt. Im Beaulieu River ist es sehr ruhig. Umgeben von einer wunderschönen Landschaft fühlen wir uns hier sehr wohl.
Bei Sillwasser gehen wir schwimmen. Herrlich diese Abkühlung. Ich stelle fest dass sich an Sinne’s Wasserpass ein Algenbart gebildet hat. Mit einer Bürste habe ich den gesamten Wasserpass sauber geschrubbt.
Peter hat sich im Cockpit eine Aussendusche gebastelt. So konnten wir nach dem schwimmen das Salzwasser abspülen.
Was für ein herrlicher Tag. Der Beaulieu River ist klasse.
Nach einer absolut ruhigen Nacht fahren wir am nächsten Tag mit dem Dinghy an Land und wandern nach Bucklers Hard. Hier wurden im 18. Jahrhundert etliche Schiffe für die Royal Navy gebaut.