Saint Vaast

14.07.2019
Der Wecker steht auf 02:00 Uhr. Um 03:00 Uhr wollen wir in Weymouth starten. Bis Saint Vaast la Hougue sind es ca. 85 Sm. Die Einfahrt von St. Vaast fällt trocken, wodurch wir ein Zeitfenster von etwa 5 Stunden haben um in den Hafen einfahren zu können. 2 Stunden vor bis 3 Stunden nach Hochwasser ist das Tor geöffnet.


Nachdem wir abgelegt haben ist mir im Gewässer vor Weymouth etwas mulmig. Hier befinden sich etliche Fischernetze die zwar durch Bojen gekennzeichnet sind, in der Nacht aber nicht zu sehen sind.
Wir haben Glück und überfahren keines der Netze. Gegen 06:00 Uhr geht die Sonne auf und uns steht ein herrlicher Segeltag bevor. Sonne und halber Wind mit 3-4 Bft. Was will man mehr?

Morgens im englischen Kanal

Wie vorhergesagt schläft der Wind gegen Mittag ein. Ziemlich genau zum Zeitpunkt als auch der Strom kentert und uns mehr in Richtung Cherbourg drückt.
Wir starten die Maschine und fahren gegen den Strom weiter in Richtung Barfleur. Zur Zeit haben wir Spring und die Strömung ist deshalb über 4 Kn stark.

Nach drei Stunden Motorfahrt setzt der Wind, genau wie vorhergesagt, wieder ein. Der starke Strom hat auch nachgelassen und wir können wieder segeln.

Nachdem der Strom wieder gekippt ist machen wir über Grund eine Fahrt von 9,3 bis 10,3 Knoten. Da kommt Freude auf, wir kriegen das Grinsen nicht aus dem Gesicht.
Vor Barfleur wird es dann ziemlich kabbelig. Die Wellen nehmen hier ziemlich zu und sind auch schwer abzuschätzen.


Das ist alles nichts gefährliches, Sinne zieht unbeeindruckt ihre Bahn durch das Wasser. Beeindruckend ist es für uns aber schon.

Wir kommen genau bei Hochwasser in Saint Vaast an. Ich liebe es, wenn Planung funktioniert.
Ich bin jetzt zum dritten mal hier und kenne die Einfahrt sehr gut. Auf dem Plotter sieht es schon seltsam aus, wenn man die ganze Zeit über grüne Flächen fährt.

Saint Vaast ist das zweite Hauptziel für mich.
Hier wollte ich unbedingt mit Christina hin. Für mich ist St. Vaast ein ganz besonderer Ort. Hier ist für mich „richtig Frankreich“. Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll. Und dann mit dem eigenem Boot hier zu sein, durch die Einfahrt die man bei Niedrigwasser trockenen Fußes überqueren kann. Das hat schon was. Dann das ganze noch mit seinem Lieblingsmenschen erleben zu dürfen. Besser geht es nicht.

Nachdem wir festgemacht haben sitze ich im Cockpit als ein deutsches Paar am Steg vorbei geht. Die Stimmen kenne ich doch. Ich bin mir nicht ganz sicher, habe aber eine Vermutung. Irgendwie habe ich ein fotografisches Gedächtnis für Töne. Liegt wohl an meiner langen „Karriere als Musiker“. Das Paar ist schon weg. Mir lässt das keine Ruhe. Ich gehe zum Anfang des Steges und meine Vermutung wird Bestätigt. Da liegt die „La Bamba“.
Sigrund und Hans Gunter sind Vereinskollegen aus Wolphaartsdijk. Die beiden sind einige Jahre durch die Weltgeschichte gesegelt und haben immer viel zu erzählen. Hans Gunter ist mittlerweile 82, topfit und ein Segler durch und durch. Wir verbringen den Abend auf „La Bamba“ und beschließen gemeinsam an der französischen Küste Richtung Holland zu segeln.

Am Abend gibt es zu unserer Begrüßung noch ein großes, mit Musik untermaltes, geniales, 30 minütiges Feuerwerk am Strand.
Ok, es war nicht für uns. Der 14.07. ist ein Nationalfeiertag in Frankreich.

Wir erkunden Saint Vaast. Habe ich schon gesagt dass ich mich hier sehr wohl fühle?
Zwei Tage haben wir, die wir mit ausgiebigen Spaziergängen verbringen.
Ein Highlight dabei ist der Kolonialwarenladen „Maison Gosselin“.
Sieht von außen wie ein normales Geschäft aus. Innen nimmt der Laden kein Ende. Bis in die letzte Ecke zum Kaffee-Röster bin ich bisher noch nicht gedrungen.
Dieses Geschäft ist wirklich erstaunlich, hinter jedem Abzweig boten sich neue Sehenswürdigkeiten.
Der Kaffee-Röster hat voller Begeisterung die Arbeitsschritte von der frischen Kaffeebohne zum fertig gerösteten Kaffer erzählt. Ich habe zwar kein Wort verstanden aber die Ausstrahlung und Erzählweise hat mich doch im groben alles verstehen lassen.

Sehr interessant ist auch die Wanderung um das Fort de la Hougue. Es ist so schön und entspannend in dieser Ecke Frankreichs.

Bei Ebbe gehen etliche Menschen ins Wasser um Muscheln zu sammeln. Natürlich machen wir mit. Irgendwas stimmt hier nicht. Bei jedem Griff in den Sand habe ich einige Muscheln in der Hand, die wir fleißig für unser Abendessen sammeln.
Wir fragen eine Einheimische, die uns erzählt dass die Muscheln einen Mindestdurchmesser von 3 cm haben müssen. Das wird auch von der Polizei kontrolliert.

Wir sammeln Muscheln


Ok, unsere Muscheln waren kleiner. Wir haben sie also wieder alle ins Meer geworfen.
Am Abend haben wir Baguette und Käse auf dem Boot gegessen.

Abendessen auf französisch
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